Bericht 
Gedrängel bei Vernissage BAU-ART
  
20.02.2014
D 30159 Hannover
Ausstellung

Zu einer Ausstellung mit einem besonderen Format lud der Hannoversche Stadtbaukultur e.V. in das Herz Hannovers ein.
Der Verein selbst kämpft für die Erhaltung und Wiedererrichtung signifikanter, historischer Gebäude in der Landeshauptstadt. Auf dieses Thema ging Conrad von Meding als Eröffnungsredner ausführlich ein. Für die Visualisierung und wissenschaftliche Grundlagen stellt Herr von Wechmar hochinteressante Abbildungen aus seinem umfangreichen Archiv zur Verfügung. Seit Jahrzehnten rekonstruiert er maßstabsgetreu ehemalige Gebäude, wie zum Beispiel die Synagoge, um sie dem Publikum realistisch erlebbar zu machen.

Im krassen Gegensatz hierzu stehen futuristisch-realistische Visualisierungen der Firma Macina aus Hannover, die Bauprojekte filmtechnisch und bildlich in Szene setzt oder auch Visionen wie "Hotel Oceana" des Künstlers Peter C. Creuzburg aus Bruchhausen-Vilsen. Er ironisiert mit seinem Werk nicht nur den Gigantismus, sondern in seiner Baubeschreibung auch die gefühllose Technisierung von Bauvorhaben.
Eine weitere Ebene der Betrachtung wird von den 16 ausstellenden Künstlern beschritten. Sie entführen den Betrachter in die Wahrnehmung der Ich-bezogenen Betrachtungsweise. Persönliche Empfindungen im architektonischen Lebensumfeld von Robert Hettich, die Losgelöstheit der Psyche von Eva-Maria Stockmann oder ästhetische Wandlungsfähigkeit des Baumaterials Holz von Stephan Derben entführen in meist unberücksichtigte Bezugsfelder baulicher Überlegungen. Die Künstlervereinigung ART-Projekt, deren Mitglieder von der Nordseeküste bis Österreich verstreut sind, hatte sich schon im Jahre 2006 mit dem Thema Bau-Art in einer viel beachteten Ausstellung befasst. Da die damaligen Werke fast komplett in neue Hände wechselten, kommt es bei der jetzigen Ausstellung zu einem komplett neuen Arrangement. In unterschiedlichsten, malerischen und bildnerischen Techniken taucht der Besucher in ein Wechselbad von Eindrücken und Empfindungen ein. So wird z.B. bei der Betrachtung des fast 6 Quadratmeter großen Gemäldes "Ground Zero" von Karin G. Bliefernich persönliche Größe des Betrachters, ähnlich wie bei einem Hochhaus, minimalisiert. Die handwerklich perfekte Umsetzung von Gedanken in Ästhetik in den Marmorskulpturen von Gert Schröder regt die haptischen Sinne an und die sarkastische Darstellung der Weltbevölkerung auf einem dreidimensionalen Objekt von Andre Abge greift die Hirnaktivität an.
Diese sehenswerte und außergewöhnliche Auseinandersetzung kann bis zum 20 März jeweils Donnerstags bis Sonntags zwischen 15 und 19 Uhr kostenlos besichtigt werden.