Bericht 
Wiedersehen mit dem Maler Rudolf Draheim in Bodenwerder
  
11.07.2014
D 37619 Bodenwerder
Ausstellung

Wiedersehen mit dem Maler Rudolf Draheim in Bodenwerder

Rudolf Draheim, der seine Jugend in Bodenwerder verbrachte, zog hinaus um als vielschichtiger Studiosus seine Erfüllung in der Malerei zu finden. Obwohl weltweit unterwegs, erinnert er sich immer wieder an seine Lebensabschnittsheimat Bodenwerder und kehrt von Zeit zu Zeit auch wieder zurück (zuletzt 2006). Vielen Einheimischen, denen er noch immer in guter Erinnerung ist, freuten sich auf ein neuerliches Wiedersehen.

Beim Betrachten seiner Werke, die er im Münchhausen-Museum präsentiert, erfährt man ein weiteres Wieder-Sehen, im Sinne eines Wiederöffnens der Augen. Als Experte für die Farbenlehre nutzt er die Strahlkraft der Grundfarben, um den Betrachter in Bann zu ziehen. So auf das Gemalte fixiert, reißt er den Kunstfreund in einen wahren Wirbelsturm der Ponderationen und deren gleichzeitiger Auflösung. Rastlos huschen die Augen von einem Akzent zum nächsten, bis man einen groben Überblick über die vielen Details erkundet hat. Modernen musikalischen Dramen gleich, rhythmisiert er seine malerischen Eruptionen, wobei man den Maler wie einen virtuosen Dirigenten vor der Leinwand in großer Bewegung direkt vor Augen hat. Trotz teils großer Farbflächen zieht Draheim die erste Aufmerksamkeit in ziselierte Feinheiten um erst dann dem Betrachter die gesamte, locker dahin geworfene Komposition Preis zu geben. Nahezu erschlagen von der Vitalität und schöpferischen Freiheit, darf nun in den Tiefen der inhaltlichen Interpretationsmöglichkeiten geschwelgt werden.

Eine aufgesogene Momentaufnahme zu Bild Nr. 2:
Wie ein Wirbelsturm des Feuers drängt sich eine gleißende, untergehende Sonne in den Mittelpunkt, voller Bewusstsein, dass ohne sie kein Leben möglich wäre. Kontrastierend hierzu zu sind die horizontalen Wasserstreifen gerade zu beruhigend. Dieser rasende Ball des Lebens rollt nach links und zieht alles hinter sich in sein Inneres um seine eigene Energie zu potenzieren. Ein scheinbar dahin geworfenes Herz bildet den Mittelpunkt des Oeuvres. Ist es harsche Kritik an einem unerbärmlichen Machtspiel mit der Hoffnung, dass doch noch ein Funke von Menschlichkeit übrig bleibt oder ist es die alles überwältigende Leidenschaft eines/einer Liebenden oder gar die Prophezeiung einer blutrünstigen Revolution oder alles zusammen oder noch viel mehr? Diese Antwort will Draheim uns gar nicht geben, es scheint, als wolle er uns fesseln, um unsere eigene Gedankenwelt aus dem Innersten zu befreien und in reale Gedanken zu verwandeln.
Herzlichen Dank an Rudolf Draheim, dass er mir mit seinem Werk einige Momente der Selbstfindung, des seelischen und geistigen Schweifens geschenkt hat.