Bericht 
Offene Bühne wird zum musikalischen Highlight
  
19.12.2015
D 37619 Bodenwerder
Musik/Konzert

Es war wieder soweit, die Kulturmühle in Buchhagen lud zur offenen Bühne. Bis zum Beginn hatten sich lediglich 3 Musikgruppen gemeldet, so dass Wirt Sebastian unkte, nicht gerade einen großen Jahresabschluss kurz vor Weihnachten bieten zu können. Doch weit gefehlt, es wurde ein Hammerkonzert, wie es noch nie da gewesen war. Schon eine halbe Stunde vor Beginn waren alle Plätze im Zuschauerraum belegt und kurz danach war nahezu kein Durchkommen mehr - so viele Musikfreunde waren gekommen. Und was diese erleben durften, überstieg die Erwartungen um ein Vielfaches.

Den Anfang machte die Gitarrenschule Truschinski aus Bodenwerder. Mit allseits bekannten Liedern, wie „Let it be“ von den Beatles, „Merry Christmas“ von Udo Jürgens oder „Hoch im Norden“ von Santiano stellten die Eleven ihren Fleiß und Talent unter Beweis.

Das musikalische „Zugpferd“ der Region, die Gruppe „Monkey-Train“ kam dieses Mal in einer „Light-Besetzung“ und lieferte ein Akustik-Set ab, welches das Publikum begeisterte. Auch sie starteten mit einem Beatles-Song: „Don’t let me down“. Ihrer Eigenkomposition „Colors“ folgten „Take it easy“ von den Eagles und „Can’t you see“ von der Marshall Tucker Band.

Ja, das macht die offene Bühne aus. Hier kann jeder auftreten und das Publikum hört unvoreingenommen zu. Es folgte der erste Paradigmenwechsel des Abends und alle nachfolgenden Akteure brachten gleich den nächsten.
Dianah aus Hameln präsentierte deutschen Klassik-Pop vom Allerfeinsten. Dabei entpuppte sie sich als stimmlicher Diamant und hervorragende Komponistin. Ihre ebenfalls selbst gemachten Liedtexte weisen zusätzlich enormen Tiefgang auf, was man vom allgemeinen Tralala des deutschen Pops wirklich nicht gewohnt ist. Dieser Meinung war offensichtlich auch der Verband der Musikschaffenden und zeichnete daher Dianah mit dem Award des VDM Internationaler Grand Prix dieses Jahr in Aachen aus. Selbst Zuhörer, welche diesem Genre normalerweise nicht viel abgewinnen können, saßen ehrfürchtig da und genossen die hohe Qualität der Darbietung. Mit ihren Hits „Mein Weg“, „Lass los“ und ihren neuen Kompositionen über die Zeit, dargeboten mit makelloser Stimme und professionellem Auftritt, gewann Dianah Herzen und Bewunderung aller Zuhörer. Anfang 2016 wird ihre neue CD erscheinen, wann genau erfahren Sie auf der Website der Künstlerin: www.dianah-music.de.

Wie gesagt, es war ein Wechselbad der Musikrichtungen. Es folgten Goran, Aref uns Ramadan aus Kobane in Syrien. Auch wenn die Zuhörer die Texte der kurdischen Traditionslieder nicht verstehen konnten, so spürten sie jedoch die Lebensfreude durch Rhythmus und Klang. Und es kam einem fast vor, auf einem deutschen Konzert zu sein, denn bereits nach einigen Akkorden klatschte der ganze Saal im Takt.

Die nächste musikalische Kehrtwende vollzog Kevin Pollok aus Bodenwerder. Der gebürtige Nord-Ost-Engländer aus Newcastle wartete mit Arbeiterliedern seiner Heimat auf. In „Go boys go“ besang er die Arbeit von Chemiearbeitern des Konzerns ICI.

Es ging Schlag auf Schlag. Jannes aus Hamburg zelebrierte im Anschluss faszinierende Klänge auf der „Hang“, einem schweizerischen Musikinstrument, welches sich an Steeldrums anlehnt.

Im Anschluss ging es in die norddeutsche Marsch. Die Liedermacher Anne & Davy aus Verden, bereits alte Bekannte in der Kulturmühle, spielten zusammen mit Sohn Merlin (aus Berlin) das Instrumentalstück für Gitarren „Blick in die Marsch“. An diesem Abend präsentierten sie ausschließlich Eigenkompositionen, wie „Freunde“, „Im rechten Blick“ und „Ich hab mein kleinkariertes Leben satt“. Mit ihrem Arbeiterlied „Nippel“ landeten sie einen Volltreffer beim Publikum. Das Lied erzählt mit breitem Schmunzeln über die vom Management angewiesene Arbeitsmotivation von Mitarbeitern, welche Nippel an Schleusen schmieren müssen (www.anne-davy-music.de).

Ralf coverte mit Gitarre und Mundharmonika „Little tin soldier“, „Country Road“ und auch das berühmte „Halleluja“ von Leonhard Cohen.

Bisher in der Kulturmühle nur als Rockröhre bekannt, überraschte Melle Ratsak dieses Mal mit einer klaren Engelsstimme, gepaart mit dem Timbre einer Joan Baez das Publikum. Mit Songs von Heather Nova und leisen Tönen zog sie die Besucher in Bann.

Eben mal die Bühne frei entstand sofort eine Jam-Session, bei der die Beteiligten, die zuvor noch nie zusammen musiziert hatten, professionell auftraten. Man hatte das Gefühl, dass hier eine alt eingespielte Kombo auf der Bühne steht, die mit viel Spaß einen Blues mit Boogie-Woogie mixten.

Zum Abschluss gab es dann sogar noch ein Geburtstagsständchen. Gökan aus Stadtoldendorf sang auf Mazedonisch und Türkisch seine Liebeserklärung an seine Frau. Dabei begleitete er sich zur Überraschung aller meisterlich auf dem Klavier.

Es war einfach ein Genuss die Besucher mit einem Lächeln der Freude nach Hause gehen zu sehen.