Bericht 
Was haben Edith, John und Siegfried mit einem Abt zu tun?
  
20.02.2016
D 37619 Bodenwerder
Kunst/Kultur

Die offene Bühne in der Kulturmühle Buchhagen entwickelt sich immer mehr zu einem kulturellen Glanzpunkt in der Samtgemeinde Bodenwerder-Polle. Was die Zuschauer/Zuhörer hier erleben können, ist eine kurzweilige Mixtur authentischer Darbietungen ohne das übliche Stargehabe. Kurz gesagt, das macht einfach nur Spaß und erfreut die Seele.
Den Auftakt des herrlichen Wechsels machte „Anne & Davy“ aus Verden mit einer kleinen Premiere. Sie arbeiten gerade ein Lennon-Programm aus, mit dem sie „John Lennon Gedächtnisführungen“ in der Allerstadt begleiten werden. Mit der Friedenshymne „imagine“ und „cry baby cry“ landeten sie auch gleich zwei Volltreffer beim Publikum.
Die 18-jährige Nicole aus Hameln startete im Anschluss ihre persönliche Bühnenpremiere. Die klassische Spielweise auf dem Keyboard der Filmmusik des Films „Die fabelhafte Welt der Amelie“ entführte das Publikum in die Welt zarter Gefühle. Elton John’s „song for a guy“ folgte lang anhaltender Applaus für die sympathische Pianistin.
Den nächsten Gang der auditiven Tappas kredenzte die in Salzhemmendorf lebende, aber aus dem südfranzösischen Atlantikbadeort Biarritz stammende Madeleine. Bei ihrem ersten Auftritt in der Kulturmühle trug sie mit charaktervoller, französischer Stimme wunderbare, alt bekannte Liebeslieder wie „La vie en rose“ von Edith Piaf , „C’est si bon“ von Angèle Durand oder auch „Formidable“ von Charles Aznavour vor, wobei viele Gäste mitsummten und offensichtlich ihre Gedanken in alten Zeiten wiegten. Ihr persönliches Credo ist es, anderen Mut zu machen, unabhängig vom Alter, einfach ‚mal etwas Neues im Leben zu starten, so wie sie es selbst vor 1 ½ Jahren mit dem Gesang tat.
Und gleich noch eine Premiere: Nachdem unser altbekannter englischer Barde Kevin Pollok seine Frau Ruth mit einem schottischen Liebeslied umschwärmt hatte, zog er sie kurzer Hand auf die Bühne um mit ihr zusammen ein anmutiges Acapella-Duett darzubieten.
Mit einem spannungsreichen Mix aus leisen und lauten Tönen in eigenen Liedern wartete Melle Ratsak aus Coppenbrügge auf. Obwohl sie, wie sie betonte, zu mindest derzeit mit dem Thema Eifersucht nichts am Hut habe, nahm sie in nachvollziehbaren Worten darauf musikalisch Bezug. Es passte allerdings perfekt zu ihrem diesmaligen musikalischen Thema „Winter-Blues“.
Nach eigener Aussage an diesem Abend, musikalisch auf Krawall gebürstet, warf Ralf das Auditorium zurück in die Zeit der „good old revolution“. Nach „The King is gone“ von Neill Young stimmte er dann jedoch mit dem „Halleluja“ wieder versöhnliche Klänge zum Mitsingen an.



Dann war Schluss mit Musik, aber nicht Schluss mit der offenen Bühne. Es folgte das unerwartete Contra, die Nibelungensage. Der junge Bio-Agronom Tom Hollander entführte auf entzückende, leicht humoristische Weise in die germanische Heldenwelt. In lockerer neuzeitlicher Erzählweise erinnerte er die Zuhörer an den eigentlichen Inhalt der Sage, quasi als Vorspiel zum sicher und theatralisch dargebotenen Schelmengedicht „Der Kaiser und der Abt“ von Gottfried August Bürger (Ende 18. Jh.). In seinem Vortrag klärte Tom auch darüber auf, dass alle Deutschen Helden und Heldinnen blond sind (außer sie sind böse) und dass die Frauen an allem Schuld sind. Daran scheint auch einiges wahr zu sein, denn er selbst wurde auf unergründliche Weise von seiner Mutter zur Literatur gebracht worden, genau so wie Nicole zum Klavierspiel. Und was lernen wir daraus? „Schuld ist nicht immer etwas Negatives!“.