Bericht 
Otto Dix trifft Johannes Gutenberg - Ausstellungseröffnung Helmuth Hoppe und Hans Witte
  
10.04.2016
D 37647 Polle
Ausstellung

Otto Dix trifft Johannes Gutenberg - Ausstellungseröffnung Helmuth Hoppe und Hans Witte

Dicht gedrängt standen die Besucher im Poller Haus des Gastes, als Heidelinde Kropp vom Heimat- und Kulturverein Polle Gäste und Künstler zur Vernissage begrüßte. Bürgermeisterin Ulrike Weißenborn und Klaus Arnold als Vertreter der Stiftung Hameln-Pyrmont der Sparkasse Weserbergland wiesen auf die 30-jährige Ausstellungsgeschichte und die Notwendigkeit solcher Ausstellungshäuser im ländlichen Raum hin.

Hans Witte, der eine historische Druckerei in Emmerthal – Deitlevsen betreibt, führte in das Schaffen des Malers Helmuth Hoppe aus Hameln und in sein eigenes Werk ein. Die beiden Künstler hatten sich unter dem Titel „Otto Dix trifft Johannes Gutenberg“ zu dieser Ausstellung zusammen gefunden. Was verbindet diese beiden Männer? Dix war ein unaufhörlicher Wanderer zwischen den Welten der Wirren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. So wandelte er sich vom Soldaten nach einer Zwischenstation als Dadaist zum Expressionisten und zum Antikriegsverfechter. Zeugnis davon gibt sein wohl wichtigstes Werk „Der Schützengraben“, das als verschollen gilt. Während der nationalsozialistischen Herrschaft musste er von Gera an den Bodensee weichen und wurde letztendlich mit 54 Jahren zum Volkssturm eingezogen. Weder Speichelleckerei noch Märtyrertum stellten für ihn Lebenslösungen dar. Seine „innere Emigration“ erhielt ihm das Leben und erweist für die Nachwelt einen Weg durch das Leben ohne Selbstverrat. Mit seinem Lebenswerk drängte er seine Umwelt in eine in die Zukunft gerichtete Denk- und Handlungsweise, welche sich ständig selbst zu erneuern hat.
Sein Ausstellungspendant, Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, gilt als Erfinder des modernen Buchdrucks mit beweglichen Metalllettern und der Druckerpresse. Und genau darin bestand seine Revolution. Sich von der geschnitzten Einmaldruckplatte verabschiedend und durch Druckstockteile (einzelne Buchstaben und Bilder) ersetzend, legte er den Grundstein zur Massenkommunikation. Die Folgen davon füllen ganze Bibliotheken, im doppelten Sinne.
Zurück zur Poller Ausstellung. Hier fanden nun zwei Seelenverwandte dieser Denk und Arbeitsweisen aus der Neuzeit zusammen, ein Maler und ein Buchdrucker – kleine Anmerkung: Sowohl Gutenberg, als auch Dix waren beides, Maler und Drucker. Auch die beiden Aussteller haben Gemeinsamkeiten. Beide leben seit über 30 Jahren ihre Passion. Beide arbeiten akribisch und mit historischen Vorbildern aber mit eigenem Duktus. Während Hoppe streng nach der Panowskischen Lehre ikonolisch und ikongrafisch Werke berühmter Maler nachahmt, aber nicht im Sinne einer Fälschung kopiert, gestaltet Witte u.a. neue „Lettergrafiken“ mit der Akribie eines Buchdruckers, ja man kann schon sagen.. er konstruiert diese nach den Gesetzen der Gestaltung und Ästhetik.
Dieses fügt sich in Polle zu einer kontrastierten Ausstellung, die erst auf den zweiten Blick ihrer Verbundenheit Preis gibt.
Prädikat sehenswert und dies noch bis zum 12. Juni im Haus des Gastes, direkt unterhalb der Burgruien Polle: Mo., Mi., Fr. von 9:00 bis 12:30 Uhr - Di., Do. von 14:00 bis 17:00 Uhr und Sa. von 10:00 bis 12:00 Uhr, Sa., So. und an Feiertagen auch von 14:30 bis 16:30 Uhr.