Bericht 
Offene Bühne hinterließ offene Münder
  
16.04.2016
D 37619 Bodenwerder
Musik/Konzert

Offene Bühne hinterließ offene Münder

„What you’re waiting for?“ fragte Chris Beckmann aus Hehlen mit seinem Startsong das Publikums stellte darauf hin fest „I can see you!“. Seine erste selbst komponierte Ballade „Sie fliegt davon“ beschäftigte sich mit dem Ausweg losen Leben einer jungen Frau, die letztendlich ohne Happy End den Drogen verfällt. Als Lehramtsanwärter für Deutsch und Latein kreuzen zwangsläufig Liebesgedichte seinen Weg, weshalb er eines der witzigeren Art von Heinz Erhard zum Besten gab, bevor er von Farin Urlaub (die Ärzte) „Was war“ interpretierte.
Die beiden Musikerinnen Franziska Pilz und Sophie Lotzwik von „Poetess’ Play“ rissen schon mit ihrer ersten Darbietung „Catch me, if I’m falling“ die Leute von den Sitzen. Der zweistimmige Gesang legte sich wie ein warmer Sonnenstrahl über den Raum und man hätte eine Feder zu Boden fallen hören können. Andächtig lauschte das Publikum insbesondere den leisen Eigenkompositionen „Shy girl“ und „Dirty pretty things“.
Die Institution der offenen Bühne, Kevin Pollock aus Bodenwerder, erwartete mit dem englischen Gewerkschaftslied „Which side are you on, boys?“ ein Bekenntnis der Zuhörer, bevor er, wie immer a Cappella, mit „glorio“ ein irisches Heldenlied vertrug. Er leitete, ebenfalls wie immer die kleine Verlosung der Kulturmühle, mit dessen Erlös der Verein Tage wie diese finanziert.
Sie hatten sich gerade einmal 2 Tage zuvor kennen gelernt, Thomas aus Daspe und Werner mit Katrin aus Einbeck und schon standen sie gemeinsam auf der Bühne. So ist das eben, wenn Könner zu einander finden. Mit „Looking forward“, einem Lied von Crosby Stills Nash & Young aus dem Jahre 1999 und „Dass nichts bleibt wie es war“ von Hannes Wader (1982) startete das Trio in die „guten alten Zeiten“. Mit drei virtuos vorgetragenen Blue-Grass Tunes entführten die beiden Gitarristen die Zuhörer in den akustischen Garten Eden.
Melle Ratsak, auch „The voice aus Coppenbrügge“ genannt, präsentierte dieses Mal die schwarze Seite ihrer Stimme. Mit dem Klang des schwarz-amerikanischen Gospelgesangs in ihrem Song „Most beautiful place, I’ve ever been“. In ihrer Komposition „Crater Lake“ (ein Kratersee des Vulkans Mount Mazama in Oregon) verriet sie dann, denn den Ursprung ihres eigenen Komponierens.
Ralf Reschke aus Hohlenberg nutzte die kurze Umbaupause um das Publikum mit seinem charmanten Witz aus der tiefen musikalischen Ehrfurcht heraus zu reißen. Er hatte seinen ehemaligen Gitarrenlehrer Mick Grüschel aus Dielmissen mit gebracht, um mit ihm zusammen das Publikum zum Mitsingen zu bringen. Mit Neil Young’s „Heart of gold“, Pete Seeger’s „If I had a hammer“ (1956) und “House of the rising sun” von den Animals glückte dies im Handumdrehen. Zur Überraschung aller verließ Ralf die Bühne und hinterließ einen nur kurz verdutzten Mick alleine im Rampenlicht. Das kann einen alten „Hasen“ mit einem Enzyklopädie ähnlichem Repertoire natürlich nicht schocken. „Tell me why“, „Mister Tambourin man“, Tequila sunrise“…. bis „Lucky man“ von E.L.&P. spannte er seinen musikalischen Bogen.
Den Abschluss bestritt Ines Seefeldt aus Kreinsen mit nachdenklichen und kritischen Liedern.