Bericht 
Ausstellung IM AUGE DES STURMS eröffnet
Andina Frey und Bafuß stellen in der Klostermühle Heiligenberg aus.
  
30.07.2017
D 27305 Bruchhausen-Vilsen
Ausstellung

Laudatio zur Ausstellung von Gert Schröder (Es gilt das gesprochene Wort):

Der Kunstverein ART-Projekt präsentiert ab heute die Ausstellung mit dem Titel IM AUGE DES STURMS von Arbeiten der beiden Künstler Bafuß und Frey.
Bafuß ist hier am Heiligenberg kein unbekannter Künstler. 2013 hat er sich mit einer vielbeachteten Skulptur bei den Heiligenberger Kunstwegen eingebracht. Ein Mensch stürmte den Berg hinauf und hinterließ riesige Fußstapfen. Seine Beteiligungen an unseren Symposien auf der Wiese neben der Klostermühle dokumentiert eine dort installierte Tafel mit seinem Bild. Auch hier in der Klostermühle hat er sich vor Jahren mit mir zusammen präsentiert.
Bei dieser Doppel-Ausstellung hat er sich entschieden mit seiner Lebenspartnerin Andina Frey gemeinsam ihre jeweils aktuelle Kunst zu zeigen .

Nun zum Motto dieser Doppelausstellung. IM AUGE DES STURMS

Sturm assoziiert Bewegung – Veränderung oder auch Umbruch.. Ein Sturm hinterlässt häufig eine veränderte Landschaft. Ähnlich verhält es sich mit der Arbeit vieler Künstler, die im Laufe ihres Kunstschaffens neue Wege eruiert haben, wie sie ihrem kreativen Schaffen einen neuen, veränderten Ausdruck verleihen können. In der Kunstgeschichte gibt es unzählige Beispiele. Ich nenne nur 2 – Picasso und Gerhard Richter, die den meisten von uns hier bekannt sind.
Picasso wechselte nach seiner anfangs klassischen Malerei in die blaue Periode, in der er menschliches Elend zum Motiv wählte, danach die rosa Periode mit verspielten Themen. Dann veränderte er seinen Stil wie sein Malerfreund George Braque indem er den Bildmotiven geometrische Formen gab, ein Malstil, der als Kubismus in die Kunstgeschichte einging. Auch hiervon trennte sich Picasso und fand ganz neue Wege Bildmotive zu gestalten, wobei die menschliche Gestalt oder Portraits die Basis seiner Bildschöpfungen blieben. Ergänzt wurde sein vielfältiges Oeuvre durch Skulpturen, Keramiken und Collagen.

Zu dieser Ausstellung zitiere ich zum Teil Aussagen der beiden Künstler, die auf mich durchaus philosophisch wirken und dem Ausstellungsmotto eine überzeugende Erklärung liefern:

Dort wo andere das Ende der Welt vermuten, weitab vom Trubel der Zeit, ist für Bafuß und Frey der Anfang. Dort wo andere die Peripherie vermuten, sehen die beiden das Zentrum. Denn der Mittelpunkt der Welt ist für Künstler vielleicht dort, wo man selber steht. Folglich wäre ihr Wohn- und Arbeitsort Bissenhausen für die Künstlergemeinschaft Bafuß und Frey das Zentrum der Welt. Oder anders betrachtet:Das Auge des Sturms.
Bissenhausen liegt südlich von Twistringen.
Es sind stürmische Zeiten, in denen sich Vertrautes, Gewohntes, Ansichten und auch die Kunst rasend schnell ändern. Im Auge dieses Sturms aber herrscht für die beiden Künstler eine erstaunliche Ruhe. Trügerisch vielleicht, aber was ist nicht alles anders, als es scheint.

Andina Frey malt mit Acryl auf Leinwand. Doch sie malt nicht nur. Sie kombiniert den Malgrund mit Altmaterialien, Stoffen, Metallen, Pigmenten und schafft eine Einheit aus Alledem. Hier oben in der Ausstellung möchte ich auf 3 Arbeiten hinweisen:
Im Treppenaufgang finden Sie das Bild ÖFFNUNG eine Arbeit, in welcher sie Textilien integriert hat und dann mit Acrylfarben ein Bild mit dreidimensionalen Effekten geschaffen hat. Oder nehmen wir die Bilder STROMSCHNELLEN und LEIDENSCHAFT hier im Raum. Auch hier geben integrierte Textilien den Bildern einen besonderen Ausdruck.
Unten im Gastraum ist an der Wand gegenüber der Küche ein Bild der Künstlerin zu finden in dem sie Tee auf die Leinwand gegeben hat. Bei der Beleuchtung wirken die die kleinen erhabenen Punkte wie Gold. Ich weiß leider nicht, ob es Assam- oder Darjeelingtee ist, was die Künstlerin hier verwendet hat.
Neben Bildern gestaltet Andina Frey Plastiken aus Ton und verbindet sie mit Holz oder Alteisen zu Skulpturen. Materialien, die eine Geschichte erzählen, die Andina Frey herauszuarbeiten versucht um sie sichtbar zu machen. Hiervon sehen Sie hier oben auf den Fensterbänken 2 Beispiele – z.B. den Bücherwurm.

Holzschnitte bestimmen die derzeitige Schaffensphase von Bafuß. Mit Messern, Beiteln, Nadeln und Stahlbürsten schneidet, kerbt, ritzt und kratzt er seine Motive in Holzplatten. Das sind nicht nur die klassischen Holzplatten, die im Kunsthandel erhältlich sind, sondern durchaus auch Abfallholz, wie beispielsweise Reste von Bodendielen. Vielleicht ist das eine Erklärung dafür, dass das Ergebnis verhältnismäßig kleine Bilder sind, wie u.a. die beiden Bilder hier oben im Flur RUHENDE AUF DEM SOFA oder MUNGO. ( Zu MUNGO habe ich eine kleine Story gehört: MUNGO ist ein Haustierschaf der beiden Künstler und stammt ursprünglich aus Kamerun. Nun musste es einen Namen haben und angeblich – ich habe das nicht recherchiert- gibt es in Kenia einen Fluß mit Namen MUNGO. So bekam das Schaf seinen Namen.
Die geritzten, geschnittenen oder gebürsteten Holzplatten werden dann Schwarz auf Weiß abgedruckt.Diese Drucktechnik mutet an, als sei sie aus der Zeit gefallen. Mit diesem Hochdruckverfahren hatte schon Gutenberg Luthers Bibel vervielfältigt. Für Bafuß ist dieses künstlerische Verfahren jedoch nicht verstaubt und altmodisch, sondern steht für ihn als universelles Mittel, sich auszudrücken. In jedem geplanten Schritt ist auch ein Quäntchen Zufall enthalten. Wenn alles bis in das letzte Detail vorhersehbar ist, so fehlt das Lebendige, sagt er – es wäre tot.
Soweit die Zitate des Künstler.
Die Mehrzahl der Bilder von Bafuß finden Sie unten im Gastraum, so auch das Bild BEHÜTET, welches auch auf dem Ausstellungsplakat zu sehen ist. Ich denke, der kleine Junge ist sein Sohn Lasse, der von ihm gut behütet wird. Behütet ist aber auch der Künstler Bafuß selbst. Ich kenne ihn seit Jahren und ich kenne ihn nur mit Hut – sehen Sie selbst.

Wer das Auge des Sturms besuchen möchte, der findet in Bissenhausen Nr.11 das kleinste Kunstmuseum Deutschlands in dem regelmäßig Ausstellungen stattfinden. Möglicherweise besteht bei diesem Besuch Windstille, denn dann ist das Künstlerpaar gerade wieder dabei neue interessante Kunst zu schaffen.

Ich wünsche Andina Frey und Bafuß eine erfolgreiche Ausstellung hier am Heiligenberg und hoffe, dass auch Käufer einige Kunstwerke erwerben.